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Tiefer Tauchgang in die Musik - Wetterauer Zeitung

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Wölfersheim(arc). Gute Musik ist zeitlos und begeistert auch noch heute ihr Publikum. Wenn zudem Franz Schuberts Vertonungen bekannter Gedichte von Goethe oder Schiller auf dem Programm stehen, passt auch die Aussage noch aktuell in unsere heutige Zeit wie schon damals zur Zeit ihrer Entstehung. Denn Liebe, Ausweglosigkeit und Weltschmerz treffen auch in unseren Tagen den Nerv der Zeit.

Ohne Dirigent

Das klingt nach einem schwermütigen Abend zum Abschluss der Reihe "Sommer am See", den die Neue Philharmonie Frankfurt unter dem Titel "Dichter und Denker - Streichquartett und Lied" gestaltete. Dem war ganz und gar nicht so. Das Publikum war nicht so groß wie sonst üblich, doch war es ein Genießerpublikum, das am Samstagabend in völliger Stille das Konzert des Streich-Quartetts und des Baritons Christoph Kögel, begleitet am Flügel von Jens Troester, erlebte. Keine Unruhe in der lauen Sommernacht während der kammermusikalischen Darbietung, aber auch während der kurzen Pausen zwischen den Sätzen.

"Kammermusik ist auch für kleines Publikum gedacht", sagte Kathrin Troester, die unaufdringlich durch das Programm führte und schon während der Moderation mit ihrer Begeisterung für die Musik ansteckte. Werke zweier berühmter Komponisten hatte sie ausgesucht. Zeitgenossen, zeitweise Nachbarn in derselben Stadt, die einander schätzten und verehrten. Ludwig van Beethoven, der "Gigant der Klassik", wie Troester erklärte, der in seinen Sinfonien begeisterte, mit Singstimmen aber wenig anfangen konnte, und Franz Schubert, der als Newcomer genau dies hervorragend beherrschte, Singstimme und Klavier miteinander verschmelzen zu lassen.

So eröffneten Anna-Maria Barth und Julia Mangelsdorf an der Violine, Pilar Carvajal an der Viola und Philipp Hagemann am Violoncello den Abend mit Beethovens Streich-Quartett in c-Moll op. 18. Über das gekonnte Spiel der Profis lässt sich sagen, dass sie ihre Instrumente perfekt beherrschten und das Vierergespräch, typisch für ein Streich-Quartett, lebendig und gekonnt wiedergaben. Alles, was Beethoven während des Komponierens gedacht oder gefühlt haben mag, gaben die vier Musiker scheinbar ohne Anstrengung zu Gehör, von lyrisch, lebendig, filigran, kraftvoll, melancholisch, traurig oder auch fröhlich tanzend.

Das Spiel in der kammermusikalischen Besetzung ist für die Orchestermusiker eine besondere Herausforderung, wie Troester später sagte. Sie spielen ohne Dirigenten, sie müssen sich die Musik selbst erarbeiten, ihre Rolle im Satz ständig selbst erkennen und erfüllen, sie müssen viel tiefer in die Musik eintauchen. Auf diesen tiefen Tauchgang in Beethovens Werk nahmen die Musiker ihr Publikum fast wie beiläufig mit.

Hoffnung schöpfen

Bevor schließlich Beethovens Streichquartett in D-Dur op. 18 das Konzert beendete, war es der kurzfristig für seinen erkrankten Kollegen eingesprungene Bariton Christoph Kögel, der die Liedtexte zu Melodien von Franz Schubert vortrug. Mit warmer, angenehmer, niemals angestrengt klingender Stimme sang er neben "Wanderers Nachtlied" auch "Schäfers Klagelied" und "Trost und Tränen" und brachte das Publikum zum Träumen. Die gesungenen Worte waren klar zu verstehen, und selbst wenn er traurige Passagen sang, von Schmerz und Tod, blieb die Stimmung am See gut. Eingebettet in Schuberts Melodien, verdaute man auch schlechte Nachrichten und schöpfte dennoch Hoffnung.

Zur Zugabe "Der Lindenbaum" waren noch einmal alle gemeinsam auf der kleinen Open-Air-Bühne und begeisterten ihr kleines Genießerpublikum.




August 26, 2020 at 01:26AM
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Die Musik

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